// BUCH

Ein Ich findet sich, »Sonntagmorgen, halb acht, bei den Haubentauchern an den Gestaden«. Von hier beginnt die Erkundung einer Landschaft, deren Umrisse sich erst im Sprechen und Weitergehen abzeichnet. Wie Schollen tauchen Texte aus dem Weiß auf. Sie strecken sich aus, überlagern einander an den Rändern und driften davon. »Oft bricht etwas einfach ab.«
Die Stimme, die sich hier zur Wort meldet, nimmt Leser:innen mit durch die Kartographie einer Innenwelt, von der »Oberfläche des Planeten«, durch ein »System aus Rohren« und »mit Walen durch alle Ozeane«. Sie führt dabei über die Grenzen des Buches hinaus in eine Dimension, in der Lesen zu Hören wird und sich das Schriftgefüge auf akustischer Ebene neu arrangiert.
Maren Kames‘ Debüt ist ein Text, der »unter Einsatz aller Register« zustande kommt«. In HALB TAUBE HALB PFAU entwickelt sie eine einzigartige Sprache, eine Partitur voller Humor, hochliterarisch, wagemutig und glasklar. 2016 erschienen, zwischenzeitlich selbst verschollen, liegt es nun in einer Neuausgabe bei Suhrkamp endlich wieder vor.

// AUDIOEBENE

HALB TAUBE HALB PFAU ist eine Partitur. Hören Sie hier: das Land. Hören Sie Stimmen, Soundflächen, Stille. Hören Sie Gletscherschmelzen. Haben Sie hier: die Echokammern, den Remix.
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AUDIOPRODUKTION
Text und Arrangement: Maren Kames
Regie und Produktion: Milena Kipfmüller
Kontrabass und Komposition: Klaus Janek
Sprecher:innen: Maren Kames, Marina Frenk, Guido Graf
Die Audiostücke im Buch lassen sich über die ins Satzbild integrierten QR-Codes per Smartphone oder auf Soundcloud direkt abrufen.

// HÖRSPIEL

Aus der akustischen Keimzelle des Buches und mit erweitertem narrativem Setting entwickelten Maren Kames, Milena Kipfmüller und Klaus Janek zwei Jahre nach Erscheinen des Buches in Koproduktion mit dem SWR ein 90-minütiges Hörspiel. Es wurde im Juni 2019 urgesendet und von der Akademie der Darstellenden Künste als Hörspiel des Monats ausgezeichnet.

Aus der Begründung der Jury zum Hörspiel des Monats Juni 2019:

[…] Das Hörspiel schildert eine fiktive Reise zur Antarktis, in die Kälte, Einsamkeit und Weite; eine Reise, die einer freiwilligen Selbstentäußerung gleich kommt. Die drei Künstler Maren Kames (Autorin), Milena Kipfmüller (Regisseurin) und Klaus Janek (Komponist) erhielten mit Unterstützung des SWR-Realisationsteams die Möglichkeit in einer abgeschlossenen Produktionsatmosphäre in gleichberechtigter Arbeitsweise eine außergewöhnliche Kunstform zu schaffen. Herausragende Verfremdungseffekte, das Changieren verschiedener Ebenen, insbesondere auch auf einer künstlerischen Metaebene, fördern eine neue, inspirierende Sicht auf die Welten. Wichtige Komponenten von Maren Kames‘ Inszenierungsmethode – sich fremd machen, den Blick weit stellen, die Dinge neu wahrnehmen – führen dazu, dass Hörerinnen und Hörer neugierig in die Erzählung eintauchen, sich ihr bedingungslos ausliefern und schließlich distanzlos in ihr aufgehen. Ein elementarer Baustein dabei ist Maren Kames‘ Aufsehen erregender Gedichtband Halb Taube Halb Pfau. 90° 0‘ 0‘‘ S bewegt sich in einem unabgeschlossenen Zeitfluss, zwischen dem lyrischen Ich und konkreten geografischen Orten. Es entwickelt eine enorme Spannweite und evoziert bizarre Ideen und spontane Assoziationen, die eine konventionelle Handlung überflüssig zu machen scheinen. Das Hörspiel lässt den Sätzen Raum zu wirken und pendelt so zwischen der Weite der erzählten Kopf-Landschaft und den unwirtlichen Bedingungen der realen Antarktis – schmale, scharfe Grenzen in unwägbarem Weiß. Es arbeitet mit ungewöhnlichen, poetischen Metaphern: Momente in fein ziselierter Sprache, genaue Beobachtungen von authentischen Begebenheiten in der südpolaren Fremde. Eindringliche Motive von Einsamkeit und Kälte lassen sich hier erstaunlicherweise als Möglichkeit von Freiheit verstehen. Klaus Janeks Soundscapes, Klangstrukturen und Imitationen menschlicher Lautäußerung verstärken die lyrische Ebene des Stücks. Seine Klangpoesie tritt manchmal schillernd in den Vordergrund, um sich dann aber sofort wieder unterzuordnen und den Fluss des Hörspiels mittels ihrer hochartifiziellen Eigenständigkeit wirkungsvoll zu unterstützen. […]

// BÜHNE

In den Jahren vor und nach Publikation des Buches entwickelte die Autorin in verschiedenen interdisziplinären Konstellationen auf Basis des Textmaterials zahlreiche Bühnenformate an der Schnittstelle von Stimme, Sound und Raum, unter anderem einen akustischen White Cube für das Literaturfestival Prosanova 2014, eine Performance für das Haus der Kulturen der Welt, sowie Ausstellungen, Installationen und Live-Formate mit Sound und Video für die Literaturhäuser Stuttgart, Köln und Freiburg. Zu den wichtigsten und langjährigen Kollaborateurinnen gehören die Soundkünstler Milena Kipfmüller & Klaus Janek (als Duo auch unter dem Namen sounding situations aktiv) sowie die Bildende Künstlerin Denise Winter.

Akustischer White Cube, Literaturfestival Prosanova, Hildesheim 2014 (Audiostück/ Komposition: Matej Bonin, Architektur/ Raum: Frank Illing, entstanden im Rahmen des Interdisziplinären Gargonza Arts Stipendiums in der Toskana 2014. Fotos: Julia Tautz)

Performance zu Halb Taube Halb Pfau im Rahmen des Forecast Festivals im Haus der Kulturen der Welt, Frühjahr 2015 (Performer:innen: Gelareh Shahpar, Marcel Rodriguez & Maren Kames, Musik: Sebastian Jurchen, Video: Clara Sondermann, Choreographie & Konzept: Maren Kames)

Bild-Text-Sound Collage, erschienen in: Kabeljau & Dorsch E-Book Anthologie, Berlin 2016 (Musik: Sebastian Jurchen, Sprecher:innen: Fabian Stumm, Clara Sondermann, Maren Kames, Bernd Hölscher, Alexander Huhn, Herausgeber:innen: Malte Abraham, Chris Möller & Sven Schaub)

Buchpremiere Halb Taube Halb Pfau, König Galerie / St. Agnes Kirche Berlin Kreuzberg, Oktober 2016. Live-Kontrabass: Klaus Janek, Live-Elektronik: Milena Kipfmüller

Audio-Visuelle Performance beim interdisziplinären Lyrik-Festival »Satelliten«, Literaturhaus Köln/ Altes Pfandhaus, Juni 2017 (Konzept & Choreographie: Maren Kames & Denise Winter, Video & Objekte: Denise Winter, Sound: Milena Kipfmüller & Klaus Janek)

Audio-Visuelle Performance bei Babelsprech, Internationales Lyrikfestival, Literarisches Colloquium Berlin, Juli 2017 (Idee & Choreographie: Maren Kames & Denise Winter, Video & Objekte: Denise Winter, Sound: Milena Kipfmüller & Klaus Janek)

Audio-Visuelle Installation Literaturhaus Freiburg, November 2017 (Idee & Einrichtung: Maren Kames & Denise Winter, Video & Objekte: Denise Winter, Sound: Milena Kipfmüller & Klaus Janek)

Audio-Visuelle Installation bei Schnittstellen 1, Interdisziplinäres Festival des InterArtes Vereins, Staatenhaus Oper Köln, Mai 2018 (Idee & Einrichtung: Maren Kames & Denise Winter, Skulptur: Denise Winter, Sound: Milena Kipfmüller & Klaus Janek)

Audio-Visuelle Performance beim Ursula Blickle Lab »Art & Poetry Space«, Ursula Blickle Galerie Kraichtal, Juni 2018, Einladung & Kuration: Sebastian Winkler & Stefan Krass (Idee, Choreographie & Einrichtung: Maren Kames & Denise Winter, Video & Objekte: Denise Winter, Sound: Milena Kipfmüller & Klaus Janek)

// AUTORIN

Maren Kames wurde 1984 in Überlingen am Bodensee geboren. Sie studierte Kulturwissenschaften, Philosophie und Theaterwissenschaft in Tübingen und Leipzig, danach am Institut für Literarisches Schreiben in Hildesheim. Sie ist ehemalige Mitherausgeberin der Literaturzeitschrift BELLA triste.

 

2013 gewann sie mit Auszügen aus HALB TAUBE HALB PFAU den Jurypreis für Lyrik sowie den Publikumspreis des 21. Open Mike. In den Folgejahren war sie Stipendiatin u.a. des interdisziplinären Gargonza Arts Awards, des Klagenfurter Literaturkurses, des Berliner Senats und der Akademie Schloss Solitude.

 

HALB TAUBE HALB PFAU erschien erstmals 2016 im Secession Verlag für Literatur. Es wurde von Christian Metz in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung als »kompositorische Meisterleistung« bezeichnet und auf der Hotlist 2017 zu einem der besten deutschsprachigen Bücher aus einem unabhängigen Verlag gewählt.

 

Für ihr Debüt wurde Maren Kames mit dem Düsseldorfer Poesiedebütpreis, einem Jahresstipendium des Landes Baden-Württemberg und dem Anna Seghers Preis ausgezeichnet. 2017 erhielt sie außerdem den Kranichsteiner Literaturförderpreis.

 

2019 erschien Kames‘ zweites Buch LUNA LUNA ebenfalls im Secession Verlag für Literatur. Es war für den Preis der Leipziger Buchmesse 2020 nominiert, wurde in der Regie von Leopold von Verschuer für Deutschlandfunk Kultur als Hörspiel umgesetzt und 2022 vom Schauspiel Leipzig auf die Bühne gebracht. Im Frühjahr 2024 veröffentlichte Kames mit HASENPROSA ihr erstes Buch im Suhrkamp Verlag.

 

Für ihr bisheriges Gesamtwerk wurde Maren Kames mit dem Literaturpreis der Landeshauptstadt Wiesbaden und dem Literaturpreis »Text & Sprache« des Kulturkreises der Deutschen Wirtschaft ausgezeichnet.

// TERMINE

Für Anfragen wenden Sie sich bitte Ines Lenkersdorf vom Suhrkamp Verlag: lenkersdorf@suhrkamp.de

// IMPRESSUM

Bildnachweis:
Textfotografien © Maxie Fischer (www.maxiefischer.de)

Für die Hilfe beim Erstellen der Homepage vielen Dank an Fabian Thomas.